Ein Tanztheaterprojekt für Frieden
Ein Tanztheaterprojekt für Frieden von Elisabeth Lücken
Warum entstehen aus Vorurteilen und Feindbildern Mauern in unseren Köpfen? Wie kann ich Türen darin finden und zugunsten eines friedvollen Miteinanders öffnen? Diesen Fragen stellt sich das Tanztheaterstück Another door in the wall von Elisabeth Lücken.
Zwölf (Laien)TänzerInnen im Alter von 21 bis 70 regen mit einer Collage aus getanzten und gesprochenen Bildern zum Reflektieren über menschliche Bedürfnisse und das Überwinden innerer Mauern an.
Der Beginn des Stückes erinnert an die kindliche Offenheit, noch frei von Vorurteilen. Tanz und Musik verändern sich, wenn Neid, Konkurrenz und vor allem die Angst vor Machtverlust unsere Werte einbüßen und Mauern aus starren Denkmustern zu Leid, Rachsucht und Gewalt führen.
Angesichts aktueller Kriege und Konflikte entstand das dringende Bedürfnis in mir, der Frage nach der Friedensfähigkeit von uns Menschen kreativ nachzugehen
Ein Anlass, meinen Traum von einem eigenen Tanztheaterstück jetzt zu verwirklichen, erklärt die pensionierte Lehrerin und passionierte Tänzerin.
Spieldauer 50 Minuten
Konzept, Choreographie, Leitung: Elisabeth Lücken
Tänzer und Tänzerinnen: Christina Block, Daniela Hirt, Elisabeth Lücken, Fei Wang, Inke Niemann,
Lukas Heuer, Luzie Böckermann, Mara Willmer, Natascha Cham, Nic Buchholz, Petra Schmackpfeffer, Svetlana Fomin
Zur Person:
Elisabeth (Elli) Lücken, 65 Jahre alt, hat als Kind schon getanzt. Im Studium entdeckte sie ihre Leidenschaft für Schauspiel und Theater. Als begeisterte Anhängerin von zeitgenössischem Tanztheater nimmt sie seit Jahren an Workshops in Berlin und Hannover teil und tanzt seit 2017 im „Tanzclub“ des Staatstheater Oldenburg.
„Seit Anfang 2023 bin ich mit der Realisierung meines Traumes von der Produktion eines Tanztheaterstückes beschäftigt. Das Thema ´Frieden` hat mich schon immer am meisten bewegt. Besonders spannend ist für mich, ob und wie wir im Alltag mit mehr Offenheit und Empathie Brücken statt Mauern schaffen können.
Ich bin unendlich dankbar, dass ich mit einer bunt gemischten Gruppe tänzerisch, kreativ und diskursiv für unsere Friedensfähigkeit wirksam werden kann.“ Elisabeth Lücken
Musik und Szenen in Abfolge des Stückes:
Intro: Mein Name ist Mensch, Ton Steine Scherben, 1972
Outro: Imagine, John Lennon, arrangiert von Gerd Meyer, 2024
Zitate aus dem und zu dem Stück:
„Ich habe viele Väter. Ich habe viele Mütter, und ich habe viele Schwestern, … Meine Väter sind schwarz.
Und meine Brüder sind gelb.… Ich habe zwei Augen und kann alles sehn. Ich habe zwei Ohren und kann alles verstehen.“
(Rio Reiser, ´Mein Name ist Mensch`, 1972)
„You were born. So you are free! Happy birthday!“
(Laury Anderson, ´Born, not asked`, 1982)
„´Othering` (Andersmachung) beschreibt die Distanzierung zu anderen Gruppen.
Die ´Anderen` werden homogenisiert und als unzivilisiert, rückständig und kriminell kategorisiert, um seine eigene ´Normalität` zu bestätigen und vorhandene Privilegien zu legitimieren.“ (Vielfalt-Mediathek, 2023)
*„´Inertia`, auch Trägheitseffekt, ist ein psychologisches Phänomen. Die Trägheit des Menschen bedeutet, dass er oft an Einstellungen und Entscheidungen festhält, auch wenn es gute Gründe gibt, sie zu überdenken.“ (rolfmüller-coaching (2022))
„Wir richten Unheil an, wenn wir nicht einander in den Blick nehmen und zuhören. Wenn wir die Menschlichkeit unseres Feindes erkennen, kann er nicht mehr unser Feind sein.“
(Bassam [Palästinenser, Moslem] und Rami [Israeli, Jude], im Buch Apeirogon von Colum McCann, 2017)
Der Traum, ein eigenes Tanztheaterstück zu kreieren, schlummerte schon lange in mir. Nun drängten mich weltpolitische Entwicklungen, den Fragen nach unserer Friedensfähigkeit nachzugehen: Warum ist ein friedvolles Miteinander im Großen wie im Kleinen so schwierig? Warum sind Werte wie Toleranz und Solidarität in Bildungsaufträgen und den Menschenrechten, nicht aber in unseren Köpfen verankert?
Im Januar 2023 begannen die Vorbereitungen für das Tanzprojekt. Meine Kernidee war die Mauer aus alten Denkmustern und Vorurteilen, die wir zum Schutz der eigenen Macht oder der eigenen Privilegien in unseren Köpfen errichten.
Der Titel ANOTHER DOOR IN THE WALL ergab sich schnell, ging es mir doch darum, Mauern zu überwinden.
Ich recherchierte, sammelte Ideen, suchte Musik, choreografierte. Das war Freude und Ventil zugleich.
Im Januar 2024 wurde mein Förderantrag von der Stadt Oldenburg genehmigt. Ich fand Proben- und Auftrittsort.
Über verschiedene Kanäle fanden Mit-TänzerInnen unterschiedlichen Alters, mit unterschiedlichen Tanzerfahrungen zu mir; uns verband die Freude am Tanz und das Interesse am Thema.
Im September begannen endlich die Proben, ein beglückender, dynamischer und konstruktiver Prozess.
Die Anregungen der Gruppe erforderten Anpassungen und brachten mich auf neue Ideen. Die Unterschiedlichkeit der Gruppe war bereichernd und spiegelte uns die Bedeutung von Toleranz und Respekt.
In neun Szenen zeigen wir eine Entwicklung: Wir werden frei von Vorurteilen, voller Offenheit geboren, doch irgendwann wächst das menschliche Bedürfnis, sich zu messen, sich über andere zu stellen.
Das Stück thematisiert, wie Mauern aus Vorurteilen zu Ignoranz und schließlich zu Schmerz und Leid führen und wie
wir im Prozess des „Othering“ ´die Anderen` homogenisieren und mit negativen Zuschreibungen abwerten, um uns stärker zu fühlen.
Eine wertvolle Inspiration war für mich Colum McCanns Buch „Apeirogon“ (2017). Es handelt von einem Palästinenser und einem Israeli, ihren generationenalten Feindbildern und Erfahrungen in einer Spirale aus Leid, Rachsucht und Gewalt und davon, wie sie alte Denkmuster überwinden: „Wir wollen unseren Schmerz ohne Blutvergießen in Frieden investieren.“
ANOTHER DOOR IN THE WALL bietet eine positive Vision für ein friedvolles Miteinander: getanzte wie gesprochene Bilder erzeugen individuelle Assoziationen, die zur Reflexion anregen. Das wäre ein Anfang auf der Suche nach den eigenen „Türen“.
Von Herzen danke ich meinen Mit-TänzerInnen für ihre tanzkräftig Unterstützung und die inspirierende und wertschätzende Zusammenarbeit. Ich danke FreundInnen, die mich und das Projekt mit technischem Support, Fotoapparat, Kisten, Näharbeiten und Gesprächen unterstützt haben. Danke an meinen Bruder Norbert für die grafische Gestaltung von Flyer, Plakat und Website (Lücken-Design).
Tausend Dank an Thomas für seine allumfassende Unterstützung.
Ich danke der Stadt Oldenburg für die finanzielle Förderung.
Elisabeth Lücken, März 2025
Inke: Dieses Tanzstück zeigt Facetten des Lebens mit seinen Gegensätzen, seinem Potenzial zur Gewalt, seinen Ängsten und Hoffnungen! Hass- und Gewaltphantasien ‚vertanzen‘ – eine Herausforderung und wirkungsvolle Idee.
Lukas: Das Stück gibt unseren inneren Konflikten einen Ausdruck in Bewegungsform. Vieles wird deutlich und das Stück gibt Raum für Interpretation und Reflexion.
Natascha: Ich danke Elli für ihre fantastische Idee dieses Tanztheaters und die damit verbundene Gelegenheit, Teil dieser vielfältigen Gruppe zu sein und etwas zum Nachdenken in dieser Kunstform beizutragen.
Mara: In dem Tanztheaterprojekt Another Door in the Wall hat sich eine Gruppe von unterschiedlichsten Menschen gefunden: eine weite Spanne bezüglich des Alters und der tänzerischen Vorerfahrungen, verschiedene Lebensformen, unterschiedliche Herkunft und Zukunftspläne. Uns verbindet die Freude an Tanz und Bewegung und noch viel wichtiger, die Vision einer besseren, friedvollen Welt: einer Welt, in der das Menschsein ins Zentrum allen Miteinanders gestellt wird. Den Weg von einem Gegen-, hin zu einem Miteinander durch das Hinterfragen von Vorurteilen, das wollen wir gemeinsam auf die Bühne bringen.
Die Proben und das Tanzen bereiten große Freude; es ist spannend zu erleben, wie unsere Gedanken in Bewegungen umgesetzt werden.
Geleitet wird die Gruppe von Elli, die hier ihren Lebenstraum verwirklicht, und ich kann mir wirklich keine bessere Leiterin vorstellen: man spürt in jeder Sekunde ihre Leidenschaft und so viel Herzblut, das sich auf uns überträgt. Und alles immer auf Augenhöhe, im ständigen Diskurs und das Wohl aller im Blick habend.
Ich bin überzeugt, dass das Projekt für uns alle eine große Bereicherung darstellt. Für meine persönliche Entwicklung ist es dank der vielfältigen Erfahrungen sehr wertvoll. Another Door in the Wall hat mich wie Elli gepackt. Ich bin unheimlich dankbar, Teil dieser Reise sein zu dürfen. Danke für alles!
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